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«Will Vorurteile abbauen» – Orthodoxer Jude (26) kandidiert für Gemeinderat

«Will Vorurteile abbauen» – Orthodoxer Jude (26) kandidiert für Gemeinderat

Jehuda Spielman (26) will in den Zürcher Gemeinderat. Der orthodoxe Jude spricht mit 20 Minuten über seine Gründe.

Darum gehts:

- Mit seiner Kandidatur für den Zürcher Gemeinderat will Jehuda Spielman ein Zeichen für die jüdische Gemeinschaft setzen.

- Bei der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) kommt die Kandidatur gut an.

Aufgewachsen ist Jehuda Spielman mit zwölf Geschwistern in einer orthodox-jüdischen Familie im Zürcher Quartier Wiedikon. Dort wohnt der 26-Jährige noch heute. Das Motto des Vaters eines zweijährigen Sohnes: «Leben und leben lassen.» Mit seiner Kandidatur will er die Leute dazu bewegen, aufeinander zuzugehen. «Ich will aber auch Vorurteile abbauen. Denn ein Grossteil der jüdischen Community ist sehr gut integriert, geht einem Job nach und führt ein Leben wie jeder andere Schweizer auch», sagt Spielman.

Seine Erfahrung aber zeige, dass viele orthodoxe Juden den Eindruck haben, sie seien am politischen Prozess fehl am Platz. «Auf der anderen Seite trauen sich Politiker häufig nicht, auf orthodoxe Juden zuzugehen. Es gilt Missverständnisse und Unbehagen auszuräumen», sagt Spielmann. «Wenn meine Kandidatur mehr jüdische Personen dazu bewegen kann, wählen zu gehen, dann habe ich etwas Positives für die Integration getan.»

Auf seine Kandidatur habe er bisher positives Feedback erhalten. «Eine Holocaust-Überlebende rief mich aus dem Altersheim an, und sagte, wie froh sie sei, dass eine junge jüdische Person sich engagiere und zu einer Kandidatur bereit sei.» Der 26-Jährige ist nicht der erste orthodoxe Jude, der für ein öffentliches Amt in der Schweiz kandidiert. «Sollte ich gewählt werden, wäre ich aktuell aber der einzige orthodox-jüdische Politiker in einem Parlament in der Schweiz», sagt Spielman.

«Kampagne ist ein wichtiges Zeichen für Toleranz und Vielfalt»

Erst kürzlich hat die FDP die Kampagne #gelebteVielfalt ins Leben gerufen. «Ziel dieser Kampagne ist es, die bei der FDP gelebte Vielfalt nach aussen zu tragen», erklärt Spielman. Vielfalt könne dabei in verschiedenster Form vermittelt werden. «In dieser Kampagne konzentrieren wir uns darauf, dass viele unserer Kandidierenden mehrsprachig sind», so Spielman.

Laut Dina Wyler, Geschäftsleiterin der Zürcher Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA), setzt die Kampagne ein wichtiges Zeichen für Toleranz und Vielfalt und spiegelt die Diversität der Schweiz. Die Repräsentation sei jedoch erst der Anfang. «Die Anliegen der Minderheiten in der Schweiz sollten daher nicht nur im Wahlkampf thematisiert, sondern dann vor allem auch im hektischen Tagesgeschäft berücksichtigt werden.»

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